20. Juni 2025 / Politik

Uli Schwieder kandidiert für das Bürgermeisteramt in Oelde

Mit VOLT, Vision und viel Kritik am Status quo will er die Stadt nachhaltiger und bürgernäher gestalten.

Gegenwärtig vertritt Uli Schwieder im Rat der Stadt noch die Interessen der Grünen, doch im Herbst tritt er als Bürgermeisterkandidat der neuen VOLT-Fraktion an. Dieser Schritt sei ihm leicht gefallen, denn die Methodik und Kommunikation der Grünen halte er schon lange nicht mehr für zielführend. Er wolle, unterstützt durch die progressive, junge VOLT-Ortsgruppe, mehr auf Zusammenarbeit und positive Anreize setzen.

Sein Hauptanliegen für seine Kandidatur sei jedoch ein anderes. Er beurteile die Arbeit im Rathaus der vergangenen Jahre als problematisch, weswegen er nun selbst kandidiere. Zwei Fehlentwicklungen sorgten ihn besonders. „Die fehlende Transparenz der politischen Entscheidungen und besonders der fehlende Weitblick bringen uns Oelderinnen und Oelder in Schwierigkeiten, wenn Herausforderungen wie der städtische Haushalt, die Stadtplanung und die Wohnsituation nicht bald systematisch angegangen werden“, kritisiert Schwieder. Er verweist auf die fatale Haushaltssituation, die neben äußeren Faktoren auch durch die Politik verursacht worden sei. In der vorherigen Legislaturperiode sei es gelungen, die städtischen Schulden um über 5 Mio. Euro zu reduzieren, wohingegen in den letzten fünf Jahren der Schuldenstand um 50 %, also um 15 Mio. Euro, angestiegen sei. Der Prognose nach drohe in den nächsten Jahren eine Haushaltsperre, wodurch Oelde in Bedrängnis gerate, weil dann höhere Belastungen auf die Menschen zukämen. Am meisten störe Schwieder jedoch, dass aus dem Rathaus kaum Impulse gekommen seien, um dieser Entwicklung vorzubeugen. Es habe erst den Impuls aus den Fraktionen gebraucht, um einen „Masterplan Finanzen“ zu initiieren, wofür der CDU zu danken sei.

Eine Vision und langfristige Planungen fehlten uns in Oelde.

„Ein Bürgermeister muss langfristig planen und einer Vision folgen, die aus der Bürgerschaft und den Fraktionen ergeht“, mahnt Schwieder an. Beispiele fehlender Weitsicht seien bei den Themen Wirtschaftsförderung, Innenstadtentwicklung, Klimaschutz und Wohnbedarf offensichtlich. Es sei nicht richtig, den Ratsbeschluss zur Klimaneutralität 2035 zu ignorieren, in dem das vorliegende Klimaschutzkonzept, welches er selbst maßgeblich als Vorsitzender des Umweltausschusses initiierte, keine systematische Anwendung finde. Auch lägen seit fünf Jahren die Ergebnisse der Wohnbedarfsanalyse vor, die 500 zusätzliche Wohnungen fordere, die vorrangig bezahlbar, klein und altersgerecht sein sollten. Die Planung von Neubaugebieten berücksichtige jedoch kaum diesen benötigten Wohnraum, sondern sehe zu rund 90 % neue Einfamilienhäuser vor. Auf eine Problemanalyse hin müsse im Rathaus selbstverständlich ein langfristiger Plan entwickelt werden, wie man das jeweilige Problem angehen wolle. Den Überblick über solche Entwicklungen zu haben, sei ihm als Bürgermeister wichtig.

Wir müssen an unsere Oelderinnen und Oelder denken, nicht nur an Menschen, die zu uns ziehen könnten. Wir brauchen qualitatives Wachstum, das unseren Einwohnerinnen und Einwohnern nutzt.

Am Beispiel der Wohnraumplanung könne man einen wesentlichen Unterschied zur Denkweise der amtierenden Bürgermeisterin veranschaulichen. Gegenwärtig baue man für Menschen, die man durch ungebremstes quantitatives Wachstum nach Oelde locken wolle. Hierzu würden Wohn- und Industriegebiete erweitert, ohne den tatsächlichen Nutzen für Oelde im Blick zu haben. Die Folgekosten des quantitativen Wachstums seien oft enorm und schadeten den Oelderinnen und Oeldern in manchen Fällen. „In welchen Wohnungen sollen die Mitarbeitenden des nächsten Logistikers wohnen, und sind noch genügend Kita- und Schulplätze vorhanden?“, fragt Schwieder nachdenklich. Insbesondere ältere Menschen bräuchten altersgerechte, kleinere Wohnangebote, denn häufig könnten sie ihre großen Häuser kaum noch pflegen und litten unter Einsamkeit, was ein unterschätztes Problem sei. Hierzu sei er im inspirierenden Austausch mit Herrn Bovekamp gewesen, der bald fortgeführt werden solle.

Die Innenstadt habe Potenzial, ein Wohlfühlort für alle Generationen zu werden

Die Umgestaltung der Innenstadt sei eine Chance, einen Begegnungsort zu schaffen, der ganz neu gedacht werden müsse. Die klassische Vorstellung der zahlreichen Einzelhändler sei leider nicht mehr zeitgemäß. Diese hochattraktive Fläche im Herzen der Stadt solle für alle Generationen – auch unabhängig vom Geldbeutel – ein Ort werden, an dem man sich gerne begegne, nicht nur zu Markttagen. Ein bespielbares Wasserspiel und weitere Spielangebote, verschattete Sitznischen und bunte Bepflanzung, ein Boule- und Schachfeld sowie eine kleine Bühne für regelmäßige, kostenlose Veranstaltungen würde Schwieder sehr begrüßen. Einen neuen, sehr kostspieligen Pflasterstein, der extra für Oelde angefertigt werde – Stichwort „Oelder Mischung“ – könne er jedoch nicht nachvollziehen, zumal sich ein solch dunkler Stein besonders stark erhitze.

Als Bürgermeister wäre ihm die Zusammenarbeit mit allen Fraktionen und Interessengruppen aus Oelde wichtig. Er selbst müsse nicht im Vordergrund stehen.

Seinen Führungsstil beschreibt Schwieder als unaufgeregt, moderierend und auf Zusammenarbeit ausgelegt. Er wolle sich ein Vorbild an Bürgermeister Knoop nehmen, dem man ein ähnliches Amtsverständnis nachsage. Wichtig sei ihm eine transparente Politik, die Bürgerinnen und Bürger einlade. Generell begrüße er die direkte Partizipation über Bürgeranträge aus der Bevölkerung, die zu selten eingebracht würden. Es sei eine Chance, ein größeres Interesse für die Kommunalpolitik zu schaffen, wenn die Oelderinnen und Oelder mitmachen könnten, offen und ehrlich erführen, was im Rathaus geschieht, und die Politik im öffentlichen Raum – z. B. an Markttagen – dort zum Dialog bereitstünde, wo die Menschen im Alltag seien. Auch möchte Schwieder den Ältestenrat abschaffen, in dem manche Fragestellungen nicht öffentlich vorentschieden würden.

Ihm sei es nicht wichtig, als Person im Vordergrund zu stehen oder täglich in der Zeitung zu erscheinen. Ihm sei die kollaborative Arbeit innerhalb der Verwaltung wichtig, in deren Personal enorme Erfahrung und Kompetenz verortet seien. Seine bisherige Zusammenarbeit, u. a. mit Herrn Leson, Herrn Jathe oder Herrn Schmid, habe er als durchweg positiv erlebt. Verwaltungsintern wäre er gerne bereit, mehr Verantwortung in die Hände der Verwaltungsmitarbeitenden zu geben, indem sinnvolle Stabsstellen etabliert würden, um dringliche Oberthemen zielführend bearbeiten zu können. Ihm sei jedoch wichtig – ganz im Sinne der VOLT-Partei –, dass die Verwaltung stets den Blick über den eigenen Tellerrand wage, weil es häufig schon anderswo erprobte Antworten auf Oelder Fragen gebe, die man nur angepasst übernehmen müsse.

Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und die Unterstützung Carearbeitender seien seine persönlichen Themen. Er selbst entspreche nicht dem Politikerklischee.

Ihm persönlich seien der Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und die Unterstützung von Familien besonders wichtig. Dies sei sicher auch auf seine persönlichen Erfahrungen als zweifacher Vater zurückzuführen, worüber er gerne und voller Stolz und Dankbarkeit berichte. Erst als Vater habe er die gigantischen Herausforderungen erkannt, die sich aus der Carearbeit ergäben, woraus er ein besonderes Unterstützungsbedürfnis ableite. Dies sei eines der ersten Themen, zu denen man in Oelde gemeinsam ins Gespräch kommen müsse. Er betont jedoch auch, dass die Politik in Oelde generell aus der Ratsarbeit hervorgehe und er seinen Einfluss als Bürgermeister nicht nutzen werde, um seine persönlichen Vorstellungen und Wünsche zu realisieren. Er sei generell ein Mensch, der lieber zuhöre, als selbst floskelhafte Monologe zu produzieren – hier entspreche er nicht dem üblichen Politikerklischee. Man könne ihn als Bürgermeister jederzeit ansprechen und eine konkrete, ehrliche Antwort erwarten – auch wenn es vielleicht nicht die erhoffte sei. Eine offene, ehrliche Art ziehe er vor, weil diese seinem Wesen entspreche – und nur dies ein konstruktives Miteinander möglich mache.

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